Georg Philipp Telemann
Cantata TVWV 1:1668
Wir liegen, großer Gott, vor dir
Original German Text |
Number in Telemann Vokal Werke Verzeichnis Catalogue: TVWV 1:1668
Title: Wir liegen, großer Gott, vor dir
Cycle: Geistliche Poesien (1714/1715)
1st performance: November 17, 1715
Text written by: Erdmann Neumeister
Text published: 1717
Event: 22.So.n.Trin. / 22nd Sunday after Trinity |
Transcription |
Version in modern German |
Am XXII.Sonntage nach Tri=
nitatis. |
Am 22. Sonntage nach Trinitatis. |
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1. Aria |
WIr liegen grosser GOtt/vor dir
Mit Zittern und mit Zagen.
Ach ! bricht dein strenger Zorn herfür ?
Wer könte den ertragen ?
Drumb mercke/ wie wir Armen stehn :
Laß Gnade doch vor Recht ergehn/
Und schencke Schuld und Straffe ! |
Wir liegen großer Gott, vor dir
Mit Zittern und mit Zagen.
Ach! bricht dein strenger Zorn herfür?
Wer könnte den ertragen?
Drum merke, wie wir Armen steh‘n:
Lass Gnade doch vor Recht ergeh‘n,
Und schenke Schuld und Strafe! |
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2. Rezitative |
Wir sind die bösen Knechte/
Die deines Wortes Rechte/
Und deinen Willen wohl gewust ;
Doch haben wir des Fleisches Lust
Und unserm Willen nachgehangen.
Dein Weg ward uns gezeigt ;
Wir aber sind verkehrte Wege gangen.
Du hast dein Hertz zu uns geneigt/
Und habest uns viel Güther zu verwalten ;
Ach ! ach ! wie haben wir
Mit solchen haußgehalten ?
Wir sind vor dir
Viel tausend tausend schuldig.
Bezahlen kan kein eintz’ger nicht/
Noch weiß/ ihm Rath zu fassen ?
Wofern dir nicht dein Hertze bricht/
Und alles zu erlassen/
So sind wir insgesamt
Verlohren und verdammt. |
Wir sind die bösen Knechte,
Die deines Wortes Rechte,
Und deinen Willen wohl gewusst;
Doch haben wir des Fleisches Lust
Und unserm Willen nachgehangen.
Dein Weg ward uns gezeigt;
Wir aber sind verkehrte Wege gangen.
Du hast dein Hertz zu uns geneigt,
Und habest uns viel Güter zu verwalten;
Ach! ach! wie haben wir
Mit solchen hausgehalten?
Wir sind vor dir
Viel tausendtausend schuldig.
Bezahlen kan kein einz’ger nicht,
Noch weiß, ihm Rat zu fassen?
Wofern‘ dir nicht dein Herze bricht,
Und alles zu erlassen,
So sind wir insgesamt
Verloren und verdammt. |
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3. Coro |
Verdient haben wir alles wohl/
und leidens mit Gedult. Aber dein
Gnad grösser seyn soll / denn unsre
Sünd und Schuld. Darumb ver=
gieb nach deiner Lieb / die du fest zu uns
trägest. |
Verdient haben wir alles wohl und leidens mit Geduld. Aber dein Gnad grösser sein soll, denn unsre Sünd‘ und Schuld. Darum vergib nach deiner Lieb, die du fest zu uns trägest. |
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4. Coro |
Was soll ich aus dir machen/ Ephraim ? Soll ich
dich schützen/ Israel ? soll ich nicht billig ein Adama
aus dir machen ? und dich/ wie Zeboim/ zurichten ?
Aber mein Hertz ist anders Sinnes. Meine Barm=
hertzigkeit ist zu brünstig/daß ich nicht thun will nach
meinem grimmigen Zorn. Hos. XI, 8. |
Was soll ich aus dir machen, Ephraim ? Soll ich
dich schützen, Israel? soll ich nicht billig ein Adama
aus dir machen? und dich, wie Zeboim, zurichten? Aber mein Herz ist anders Sinnes. Meine Barmherzigkeit ist zu brünstig, dass ich nicht tun will nach meinem grimmigen Zorn.
Hosea 11, 8 |
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5. Rezitative |
Ach HErr/ HErr Zebaoth !
Du Hertzens treuer GOTT !
So gnädig wilt du dich erklären/
Und alles thun/ was wir begehren !
O grosser GOtt von Langmuth und Gedult !
Du schenckst uns alle Schuld /
Und nimmst uns zu Gnaden an.
Wer ist/ der dirs verdencken kan ?
Ach ! laß uns doch nach deinem Willen leben/
Und unsern Schuldnern auch vergeben.
Regier’uns/ GOtt/ durch deines Geistes Triebe/
Zu wandeln in der Liebe /
Daß keiner nicht durch Feindschafft/Zorn u Rache
Sich der geschenckten Huld verlustig mache. |
Ach Herr, Herr Zebaoth!
Du Herzens treuer Gott!
So gnädig willst du dich erklären,
Und alles tun, was wir begehren!
O großer Gott von Langmut und Geduld!
Du schenkst uns alle Schuld,
Und nimmst uns zu Gnaden an.
Wer ist, der dir‘s verdenken kann?
Ach! lass uns doch nach deinem Willen leben,
Und unsern Schuldnern auch vergeben.
Regier’ uns, Gott, durch deines Geistes Triebe,
Zu wandeln in der Liebe,
Dass keiner nicht durch Feindschafft, Zorn und Rache
Sich der geschenkten Huld verlustig mache. |
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6. Aria |
Wie GOTT liebt/
Und vergiebt :
Also sollen wir vergeben.
Laßt uns nun
Solches thun /
Und nach seinem Willen leben.
So wird er auch unser im besten ge=
dencken /
Und täglich mit Seegen und Gnade be=
schencken. |
Wie Gott liebt,
Und vergibt:
Also sollen wir vergeben.
Lasst uns nun
Solches tun,
Und nach seinem Willen leben.
So wird er auch unser im besten gedenken,
Und täglich mit Segen und Gnade beschenken. |
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To the most venerable and most gracious Ms. Grażyna Banduch I dedicate the transcription and the modernized version of the text. |
Najczcigodniejszej i najłaskawszej Pani Magister Grażynie Banduchównie poświęcam transkrypcję oraz wersję uwspółcześnioną tekstu. |
Text contributed by: Marc Roderich–Pfau
Transcription by: Filip Adam Zieliński
Version in modern German by: Filip Adam Zieliński
Autor transkrypcji i wersji we współczesnym języku niemieckim: Filip Adam Zieliński (April 2020)
e-mail: mailto:f.a.zielinski@interia.pl
Contributed by Filip Adam Zieliński (October 2020) |