Georg Philipp Telemann
Cantata TVWV 1:1268
Seid barmherzig , wie auch euer Vater
Original German Text |
Number in Telemann Vokal Werke Verzeichnis Catalogue: TVWV 1:1268
Title: Seid barmherzig , wie auch euer Vater
Cycle: Geistliches Singen und Spielen (1710/1711)
First performance: June 28, 1711
Text written by: Erdmann Neumeister
Text published: 1711
Event: 4. Sonntag nach Trinitatis / Dominica 4 post Trinitatis (4th Sunday after Trinity) |
Transcription |
Version in modern German |
Luc. VI. v. 36.
SEyd barmhertzig/ wie auch euer Vater barmhertzigkeit ist.
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1. Dictum
Lukas 6,36
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. |
Der Mensch will immer hoch hinaus.
Gern macht‘ er sich zu einem Gotte.
Wie Adam sich
Darinnen hat vergangen :
So habens alle / du und ich/
Aus seiner Erbschafft auch empfangen.
Allein / was folgte draus ?
Er ward vor GOtt zu Spotte.
Uns wird’s nicht besser gehen.
Doch etwas kann uns hoch erhöhn.
Denn wollen wir uns Gotte gleich geberden/
So lasset uns barmhertzig werden.
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2. Rezitativ
Der Mensch will immer hoch hinaus.
Gern macht‘ er sich zu einem Gotte.
Wie Adam sich
Darinnen hat vergangen:
So haben‘s alle, du und ich,
Aus seiner Erbschafft auch empfangen.
Allein, was folgte draus?
Er ward vor Gott zu Spotte.
Uns wird’s nicht besser gehen.
Doch etwas kann uns hoch erhöh‘n.
Denn wollen wir uns Gotte gleich gebärden,
So lasset uns barmherzig werden. |
Ube doch Barmhertzigkeit.
Siehst du den und jenen Armen ?
Laß dich seine Noth erbarmen.
GOtt nimmt solche Wohltat an/
Gleich/ als wärs ihm selbst gethan.
Gieb/ so lange du kanst geben/
Hilff und rathe treu darneben.
Heute / morgen / allezeit /
Ube so Barmhertzigkeit.
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3. Arie
Ube doch Barmherzigkeit.
Siehst du den und jenen Armen?
Lass dich seine Not erbarmen.
Gott nimmt solche Wohltat an,
Gleich, als wär‘s ihm selbst getan.
Gib, solange du kannst geben,
Hilf und rate treu darneben.
Heute, morgen, allezeit,
Ube so Barmherzigkeit. |
Du solt aufthun dein milde Hand /
Den Armen in deinem Land. Kyrie Eleison.
v. 37.
Richtet nicht / so werdet ihr auch nicht gerichtet.
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4. Chor
Du sollst auftun dein milde Hand,
Den Armen in deinem Land. Kyrie Eleison.
v. 37.
Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. |
Ach lieber GOtt ! hierinnen greifft die Welt
Dir wohl am meisten ein.
Ein jeder hält sich rein/
Da er sich selbst gefällt.
Bey andern kömmt ihm alles hertzlich für /
Und kehrt doch nie vor seiner eignen Thür.
O Unarth ohne massen !
Was hilffts? Es ist der Welt ihr Brauch/
Von Alters her/von neuen auch.
Was nicht zu ändern steht/
Daß muß man sich gefallen lassen.
Wenn GOtt mit uns nicht ins Gerichte geht ;
So sey es / was die Welt auch spricht.
Es kräncket zwar / doch tödtets nicht.
Böse Welt/ wer achtet was
Dein verdammlich Richten ?
Magst du doch nur diß und daß
Lügen und erdichten.
Hütet man sich vor der That.
O der Lügen wird wohl Rath.
GOtt wird endlich alles rächen/
Und das Recht der Unschuld sprechen.
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5. Rezitativ
Ach lieber Gott! hierinnen greift die Welt
Dir wohl am meisten ein.
Ein jeder hält sich rein,
Da er sich selbst gefällt.
Bei andern kömmt ihm alles herzlich für,
Und kehrt doch nie vor seiner eignen Tür.
O Unart ohne Massen!
Was hilft‘s? Es ist der Welt ihr Brauch,
Von Altars her, von neuen auch.
Was nicht zu ändern steht,
Das muss man sich gefallen lassen.
Wenn Gott mit uns nicht ins Gerichte geht;
So sei es, was die Welt auch spricht.
Es kränket zwar, doch tötet‘s nicht.
Böse Welt, wer achtet was
Dein verdammlich Richten?
Magst du doch nur dies und das
Lügen und erdichten.
Hütet man sich vor der Tat.
O der Lügen wird wohl Rat.
Gott wird endlich alles rächen,
Und das Recht der Unschuld sprechen. |
Nicht Ubel ihr um Ubel gebt/
Schaut/ daß ihr hier unschuldig lebt/
Lasst euch die Welt nur äffen/
Gebt GOtt die Rach und alle Ehr /
Den engen Steg geht immer her :
GOtt wird die Welt schon straffen.
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6. Chor
Nicht Übel ihr um Übel gebt,
Schaut, dass ihr hier unschuldig lebt,
Lasst euch die Welt nur äffen,
Gebt Gott die Rach‘ und alle Ehr,
Den engen Steg geht immer her:
Gott wird die Welt schon straffen. |
I Petr. II. v. 1.
Leget ab alle Boßheit/ und allen Betrug/ und Heucheley/ und Neid/ und alles Affterreden.
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7. Chor
1. Petrus 2,1
Leget ab alle Bosheit, und allen Betrug, und Heuchelei, und Neid, und alles Aftereden. |
Heucheln ist der Welt gemein.
Christen sollen nicht so seyn.
Sondern sich in allen Stücken
Mit dem Bilde Christi schmücken/
Als wie David spricht/ so spricht :
Schlecht und recht behüte mich.
Wilt du wohl den Satan kennen/
Der sich einen Engel nennen
Und in Licht verstellen kan?
So fieh‘ einen Heuchler an.
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8. Arie
Heucheln ist der Welt gemein.
Christen sollen nicht so sein.
Sondern sich in allen Stücken
Mit dem Bilde Christi schmücken,
Als wie David spricht, so spricht:
Schlecht und recht behüte mich.
Willst du wohl den Satan kennen,
Der sich einen Engel nennen
Und in Licht verstellen kann?
So fieh‘ einen Heuchler an. |
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Transcription and version in modern German dedicated to Ms. Grażyna Banduch |
Transkrypcja oraz wersja we współczesnym języku niemieckim dedykowana p. mgr Grażynie Banduch |
Text contributed by: Marc Roderich–Pfau
Transcription by: Filip Adam Zieliński
Version in modern German by: Filip Adam Zieliński
Autor transkrypcji i wersji we współczesnym języku niemieckim: Filip Adam Zieliński (October, November 2018)
e-mail: mailto:f.a.zielinski@interia.pl
Contributed by Filip Adam Zieliński (November 2018) |