Number in Telemann Vokal Werke Verzeichnis Catalogue: TVWV 1:1252
Title: Schmeckt und sehet unsers Gottes Freundlichkeit
First performance: January 6, 1726
Instrumentation: voice (soprano or tenore), oboe, continuo
Language: German
Movements: 3
Text written by: ?
Text published: 1725-1726 (Harmonischer Gottes-Dienst)
Event: So.n.Neujahr / Sunday after New Year |
Wie unaussprechlich gross,
wie unausdenklich hoch ist diese Lieb‘, ist diese Gnade,
die Gottes Sohn zu uns vom Stuhl der Ehren zog!
Wir alle waren schon in Adam Suenden freunde
und folglich Gottes Feinde.
Drum war auch unser aller Teil ein ew’ger Fluch, ein ew’ger Schade;
Gott aber beut der Feinde Schar
die Freundschaft selber wieder dar,
so dass er auch, zu unserm Heil, aus Gnaden
seinen Sohn der Marter uebergiebet.
ARIOSO Also hat Gott die Welt geliebet!
RECIT Ach! Moegte gleichfalls doch ein Mensch den andern lieben
und saehe das, was Gott an ihm getan zum Beispiel an!
Ach, waer ein jeder doch bemueht,
so oft ein jaeher Zorn in Herz und Adern glueht,
der wilden Leidenschaft den Riegel vor zuschieden!
Zehn tausend Pfund vergiebt uns Gottes Guete
und ueber hyndert Groschen
ist in der Menschen ganz unmenschlichem Gemuete
oft alle Zaertlichkeit und Liebe ganz erloschen.
Ein anders zeigt des Heilands Leben;
ein anders heisst uns sein Befehl und Friedensgeist.
Darum vergib, wie Christus die vergeben,
wo nicht, so ziehet Gott den ersten Gnadenblick
auch wiederum von dir zurueck,
ja, willt du deinem Naechsten fluchen,
so wird die Frucht des Heils die selbst zum Spitzen Dorn;
und haelt’st du gegen and’re Zorn,
wie kannst du denn beim Hoechsten Gnade suchen? |
|
Folternde Rache, flammende Qual
wird dich schrecken, aengsten, nagen!
Wo du nicht den Zorn gehemmt,
eh‘ der Zorn am Ende koemmt,
wird dich der ins Martertal
unter Winseln, Heulen, Zagen,
schaeumender Eifrer auf ewig verjagen. |
|